Geschichts- und Heimatverein Mühlach 1987 e.V.  
 

Weißes Schlösschen hieß Schweißburg

 

1912 bezog Paul Steinbrück, Technischer Direktor in der Karlstadter Zementfabrik, seine dreigeschossige Villa, das Weiße Schlösschen, wie es heute im Volksmund heißt. Werksarbeiter schleppten in Butten das Baumaterial den Hang hoch und nannten deshalb das burgartige Gebäude „Schweißburg“. Für sein soziales Engagement – Stiftung des Kindergartens Theresienheim – ernannte die Stadt Karlstadt Paul Steinbrück zum Ehrenbürger. Zudem legte er mit der Errichtung einer Bekenntnisschule den Grundstock für die evangelische Kirche St. Johannis in Karlstadt.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war der am Schlossberg über Mühlbach thronende Prachtbau im Stil der Burgenromantik von 1911 und nahe der Burgruine Karlsburg die Dienstelle der SA-Standarte 27, die mit einer Größenordnung eines Bataillons, etwa 1000 SA-Männer, ihren Wirkungskreis bis nach Frankfurt hatte.
Der dreigeschossige Satteldachbau und Seitenflügel mit Treppengiebel sowie Ecktürmen mit Zinnenkranz oder Kegeldach steht auf einem unregelmäßigen Grundriss am Steilhang. Die Pforte hat einen Treppengiebel und die Bogenbrücke eine Zinnenbrüstung. Die Villa mit zwei Terrassen und einem Hof umgibt ein Park mit altem Baumbestand als historisch bedeutende Grünfläche.
Ab 1946 wurden Vertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, vor allem aus dem heutigen Tschechien, vorübergehend untergebracht.
1948 wollte ein Bamberger Gastwirt ein Ausflugscafé im Weißen Schlösschen eröffnen, um die herrliche Aussicht auf Karlstadt und den Main anzubieten und den Ort Mühlbach attraktiver zu machen. Er traf auf keine behördlichen Bedenken. Nur der Gemeinderat Mühlbach sah keine Notwendigkeit für ein Café. Schließlich gab es schon zwei Gasthäuser und einen Tanzsaal in Mühlbach.
Seit 1972 ist das Gebäude im Eigentum einer Familie.